Der Herbst ist in der TCM dem Metall-Element zugeordnet. Nach dem sehr yangigen Sommer mit viel Trubel, Action, Hitze, Lebensfreude und extrovertierter Partystimmung wendet sich Herbst wieder hin zum Yin. Damit wird es ruhiger, introvertierter und auch sortierter. So wie die frische, klare Herbstluft, so steht das Metall für Durchblick und Ordnung. Das harmonische Wechselspiel von Innen und Außen rückt in den Fokus und mit ihm auch die Abgrenzung. Was nehme ich auf (physisch und psychisch), was lasse ich los, wie durchlässig bin ich und wo setze ich meine persönlichen gesunden Grenzen, damit mir niemand zu nahe tritt und meinen ganz persönlichen Seelengarten verwüstet?
Du entscheidest
Abgrenzung ist für viele von uns ein Thema. Oft höre ich: „der oder das hat mich so verletzt“ oder „das macht mich so fertig“. Doch: Wir selbst entscheiden, was uns verletzt oder fertig macht. Durch das Setzen oder Nichtsetzen unserer persönlichen Grenzen. Das bedeutet nicht, alles abzublocken und sich abzuschotten sondern sich zuerst einmal zu überlegen, wie wir zu uns selbst stehen. Fühle ich mich wertvoll und wichtig genug, um wertgeschätzt zu werden? Oder ist es ja eh klar, dass ich immer verletzt werde, so blöd, schwach, unfähig wie ich bin?
Stark und selbstbewusst
Um nicht verletzt zu werden, ist es also wichtig, sich selbst zu mögen. Wenn ich mich selbst mag, ist es gar nicht so leicht für andere, mich zu verletzen. Denn: Meine persönliche Integrität (=seelische und körperliche Unversehrtheit) ist mir wichtig und ich kümmere mich darum. Das beinhaltet auch mal „Nein“ sagen, wenn mir etwas nicht gut tut oder jemand anderen klar darauf hinzuweisen, dass er mit seinem Verhalten meine Grenzen überschreitet und ich das nicht will. Sich selbst zu mögen ist also so etwas wie ein Superhelden-Cape, das einen beschützt.
Sollte dennoch mal jemand einen schlechten Tag haben und mich anpflaumen, dann kann ich (unter meinem Cape) mir einfach denken: „der hat wohl einen schlechten Tag aber das hat mit ihm selbst und nicht mit mir zu tun“. Ich kann mich also abgrenzen, die schlechte Laune des anderen beim anderen lassen und ganz bei mir bleiben. Und der schönste Nebeneffekt von Selbstliebe? Wenn ich mich selbst mag, dann mögen mich automatisch auch die anderen.
Die Atmung als Schlüssel
Und wie geht das jetzt am besten? Nach der Chinesischen Medizin sind die Organe Dickdarm und Lunge dem Metall zugeordnet. Die Lunge versorgt uns mit Atemluft und der Schlüssel zur richtigen Abgrenzung ist die Atmung.
Wenn wir abgelenkt sind, flach und hektisch atmen, können wir unsere Grenzen nicht gut erkennen (und auch andere erkennen unsere Grenzen nicht besonders gut). Sobald wir unseren Atem beobachten und dabei tief und ruhig in den Bauch atmen, werden wir ruhig und können uns ganz auf uns konzentrieren.
Kleines Abgrenzungsexperiment
Wenn Ihr wollt, versucht doch mal ein kleines Experiment: Bewegt euch im hektischen Trubel der Rushhour, etwa in einer U-Bahn-Station, wo viele Leute unterwegs sind.
Wenn ihr den Kopf voller ToDos habt, ständig euer Handy checkt oder euch über etwas ärgert, wird es euch passieren, dass euch Menschen anrempeln und nicht wirklich wahrnehmen oder euch sogar genervt begegnen. Wenn ihr dagegen kurz innehaltet, euren Atmen tief und bewusst werden zu lasst und euch mental auf eure Mitte konzentriert bevor ihr euch in den Trubel stürzt, werdet ihr merken, dass die Menschen rundherum beginnen, euch bewusst wahrzunehmen, rechtzeitig auszuweichen und euch mit dem gebotenen Respekt zu begegnen. Ich find das immer unheimlich spannend 🙂
Eine tiefe, bewusste Atmung, wie sie sich beim Shiatsu nach einigen Minuten automatisch einstellt, stärkt übrigens auch unser Immunsystem! Und was macht der Dickdarm? Das erfahrt ich in meinem nächsten Blogbeitrag. Soviel sei schon verraten: er ist zuständig für das Loslassen.
Inzwischen freue ich mich schon mal auf deine Terminvereinbarung zur nächsten Shiatsu-Einheit.